Von den ersten Anfängen
Vor der eigentlichen Gründung der Sektion Waldstätte der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) gab es in Luzern bereits einige Hundeliebhaber und Jäger, die als freie Vereinigung der SKG angehörten. Ihr erster Präsident war Herr Ernst Zimmermann. Differenzen unter sich und mit dem Vorstand der SKG führten jedoch schon bald zur Auflösung dieser Vereinigung.
Gründung und Organisation der "Waldstätte"
Im Auftrage eines provisorischen Komitees erliess am 29. Juni 1900 Ernst Zimmermann, Luzern, im "Zentralblatt für Jagd- und Hundeliebhaber", dem damaligen offiziellen Organ der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) die Einladung zu einer konstituierenden Versammlung des Kynologischen Vereins der "Waldstätter". Über diese am 8. Juli 1900 um 11:00 Uhr im Cafe du Pont stattgefundene Gründung, heisst es im Protokoll einleitend: "Trotz des geradezu winterlichen Wetters - es schneite bis tief in die untern Bergregionen herab - fand sich ein getreues Häuflein eifriger Kynologen zusammen, um die definitive Konstituierung des Kynologischen Vereins "Waldstätter" vorzunehmen...".
Die im Entwurf vorgelegten Statuten wurden durchberaten, genehmigt und sofort in Kraft gesetzt. Der Jahresbeitrag betrug Fr. 8.-, wovon Fr. 5.- in die Zentralkasse der SKG abgeliefert wurden. Publikationsorgane waren die "Schweizer Tierbörse" und das "Zentralblatt für Jagd- und Hundeliebhaber". Die Wahl des definitiven Vorstandes wurde auf eine spätere Sitzung verschoben. Anschliessend an diese Gründungsversammlung fand ein gemeinsames Nachtessen statt, eine Tradition bei den Generalversammlungen, die bis heute beibehalten wurde. Immerhin gab es seither nicht jedes Mal einen 10 pfundigen Hecht, "wobei es merkwürdig war, dass diese Gattung Fisch auch im Bordeaux schwimmen können". Geselligkeit wurde gross geschrieben. So lesen wir im Protokoll der SKG vom 15. März 1884 "Die Gründer unserer Gesellschaft verschmähen ein gutes Glas Wein nicht und pflegten die Gemütlichkeit ... bis weit in die Nacht hinein".
Am 20. Juli 1900 wurden im SKG-Organ die Statuten und am 21. September 1900 das Verzeichnis der 24 Mitglieder publiziert. Am 21. Oktober 1900 erfolgte im damaligen Hotel Viktoria an der Pilatusstrasse die definitive Wahl des ersten Vorstandes der "Waldstätter".
Am 30. Juni 1901 fand im Hotel Viktoria die erste ordentliche Generalversammlung statt, die in der Jubiläumsschrift Zum 25-jährigen Bestehen der Waldstätte unzutreffend als Gründungsversammlung bezeichnet wird. Jahresbericht des abtretenden Präsidenten, Jahresrechnung und Mitgliederverzeichnis für 1900 wurden genehmigt und verdankt. Dem Protokoll können wir folgende, zum Schmunzeln anregende Passage entnehmen:
"Traktandum 1. Verlesen des Protokolls. Konnte nicht erledigt werden, da der Aktuar nicht erschienen war und auch das Protokoll nicht eingesandt wurde; da aber nichts Wichtiges darin enthalten war, wurde das Verlesen desselben nicht weiter verlangt".
Die Aufnahme der Waldstätte in die SKG erfolgte offensichtlich kurz nach der Gründung, sie wird jedenfalls im 1900 erschienenen Band VI des SHSB als Sektion der SKG aufgeführt.
Die ersten Aktivitäten des Kynologischen Vereins Waldstätter standen unter einem guten Stern, die weitere Entwicklung zeigte dann, dass auf einem gesunden Boden gebaut werden konnte.
Anlässlich einer Versammlung am 2. März im Hotel Flora, wo u.a. auch die Richterberichte der Septemberschau zur Besprechung kamen, erhielt der Vorstand den Auftrag, ein Projekt für eine grössere Hundeschau vorzubereiten; denn in der Veranstaltung von Schauen und Ausstellungen erblickte man das beste Mittel, in weiten Kreisen der Bevölkerung ein grösseres Interesse für die Bestrebungen des Vereins zu wecken.
Mit den zweiten Statuten vom 6. Juli 1903 wurde der frühere Vereinsname "Waldstätter" auf die heutige Bezeichnung "Waldstätte" abgeändert. Oberstes Vereinsorgan ist die Generalversammlung, die bis 1911 jeweils im Juli und seither im ersten Quartal des Jahres abgehalten werden muss. Daneben waren anfänglich alle drei Monate eine Vereinsversammlung, eine Zeitlang sogar Monatsversammlungen vorgesehen. Dank der Sparsamkeit der Vorstände, der Spendefreudigkeit der Mitglieder und der guten Abschlüsse der meisten durchgeführten Ausstellungen und anderen Veranstaltungen, hatte die "Waldstätte" in finanzieller Beziehung ein sorgenfreies Leben. Dies bezeugt auch das Mitgliederverzeichnis, welches recht klangvolle Namen aus der Luzerner Gesellschaft umfasst. Nebst Direktoren, Advokaten und Wirten tauchen auch die Namen vieler Geschäftsleute aus der Stadt und der Umgebung auf. Dass bei dieser Zusammensetzung auch der gemütliche Teil bei den Vereinsanlässen nicht zu kurz kam, versteht sich von selbst.
Eine Aufforderung dazu lesen wir im Protokoll der Generalversammlung von 1910: "Ein gemütliches Metzgete - Essen' mit urfidelen Produktionen füllte den zweiten Teil des Abends aus. Wenn dabei stramm protokolliert wurde, so sind wir damit nicht aus dem Rahmen kynologischer Sitten und Gebräuchen herausgetrieben. Möge diese feuchtfröhliche Stimmung auch an unsern späteren Anlässen Besitz ergreifen."
Monats- und Quartalsversammlungen, wie sie in den alten Statuten erwähnt sind, dienten zur Diskussion über die an Vorträgen gehörten Themen, über Erfahrungen im eigenen Zwinger oder Erlebnisse mit dem eigenen Hund, sowie über Hundeausstellungen, Prüfungen und Angelegenheiten in der Sektion oder im weiteren Kreise der SKG. Entsprechend der Zusammensetzung des Vorstandes von 1901 bis 1911 standen die Jagdkynologischer Interessen im Vordergrund. Besondere Anliegen waren die Hebung der bestehenden Jagdverhältnisse, die Förderung einer weidgerechten Jagdausübung, Unterstützung einer Jagdaufsicht, Veranstaltung von Jagdhundeprüfungen, Pflege der weidmännischen Kollegialität, Aufmunterung zur Eintragung von Rassehunden, Bekanntmachung und Führung eines Spezialregisters über rassenreine Hunde, die im Gebiet der Sektion Waldstätte standen, also eine bunte Mischung von jagdsportlichen und hundesportlichen Fragen. Später kam dann mehr das Ausstellungswesen und hernach der Abrichtesport zur Sprache und dazwischen auch die Autos und anderes mehr. Der letzte Diskussionsabend dieser Art mit dem Thema "Die Beurteilung des Hundes" fand am 8.Mai 1940 statt. Hernach haben die Kriegs- und Nachkriegszeit diese gewiss sehr aufschlussreichen Zusammenkünfte zu einem vorübergehenden Stillstand gebracht. Eng verbunden mit diesen Veranstaltungen waren die mehr oder weniger grossen internen Hundeschauen mit dem Zwecke, den Züchtern oder Besitzern der vorgeführten Tiere alle wünschenswerten Aufschlüsse zu erteilen. Man wusste in der Waldstätte aber stets das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden; so lautete z.B. die Einladung aus den 14. Dezember 1912 ins Restaurant Frohburg " Vorführen von Luxushunden - nachher Gnagi-Essen" (Hoffentlich nicht jener Hunde!)
Anlass zu Diskussionen gab bereits im Jahre 1915 die Hundestellung anlässlich einer Vorstandssitzung, damals hiessen diese noch Monatsversammlung. So wurde Stadtrat Häcki eingeladen, um "Über die Hunde, deren Haltung, Fehler derselben, Fehler des Publikums gegenüber fremden Hunden" Red und Antwort zu stehen. Der Stadt wurde vorgeworfen, sie tue nichts für die Hunde und die Hundesteuer sei zu hoch. Man war der Meinung, eine Hundepolizei sollte als Gegenleistung für bessere Reinlichkeit auf den Strassen sorgen. Durch eine hohe Steuer würden sich die Hunde kaum besser benehmen, also solle man andere Lösungen anstreben. Damals kam auf 30 Stadtbewohner 1 Hund! Allgemein war man der Ansicht, dass es punkto Hund nirgends einen grösseren Unfug gab als in Luzern.
Gesellschaftliche Anlässe, obschon sie stets in bescheidenem Rahmen durchgeführt wurden, trugen dazu bei, die guten Beziehungen unter den Mitgliedern zu fördern.
Ein wichtiger Markstein in der Geschichte der Waldstätte war die Feier zum 25-jährigen Bestehen der Sektion am 23. Januar 1926 im damaligen Stammlokal im Hotel Rössli. Der unterhaltende Teil wurde in trefflicher Weise von Fritz Krebs geleitet. Verfasser der zu diesem Anlass herausgegebenen illustrierten Festschrift waren der frühere Präsident Alb. Riedweg, Theo Altgäuer und Redaktor B. Felder. Für uns heute kaum verständlich, nahmen allem Anschein nach an jener Feier keine Damen teil, denn Präsident Louis Bannwart schrieb in seinem Jahresbericht über die Vorbereitungen dieses Anlasses u.a. folgendes: "Leider blieb die Anregung des Vorstandes, den feierlichen Anlass im Kreise der Damen unserer Mitglieder zu begehen, in Minderheit.
Die Erziehung und Abrichtung der Hunde
Die Anregung, sich in der Sektion auch mit der Erziehung und Abrichtung von Hunden zu befassen, gab Ernst Gilomen durch seinen im Jahre 1922 im Restaurant Dubeli gehaltenen Vortrag. Am 7. November 1923 gründete er im Restaurant Galliker eine Dressurgruppe. Am 29. Juni 1924 fand auf der ehemaligen Fischeralp (Gütsch) die erste Prüfung statt, gearbeitet wurde in Anlehnung an das SC-Reglement in einer kombinierten Begleit- und Schutzhundeklasse.
Als Übungsgelände wurde schon bald nach der Gründung der Dressurgruppe das Ibach-Gelände benützt. Durch den Bau der Autobahn wurde dieses Gelände erheblich verändert; insbesondere wurde auch die idyllische Wirtschaft mit der "automatischen" Kegelbahn abgebrochen. Zur Unterbringung der Geräte diente eine von der Stadtverwaltung mietefrei erhaltene doppelte Messbude, die nach der Verlegung des Übungsplatzes auf die Allmend im Jahre 1942 abgebrochen wurde.
Die finanzielle Situation des Vereins erlaubte den Ankauf einer kleinen Militärbaracke. Dank dem Einverständnis der Stadtverwaltung, der zuständigen militärischen Stellen und des Kavallerievereins konnte diese Baracke im Süden des Sprunggartens auf der Allmend günstig platziert werden. Am 6. Mai 1946 erfolgte der Spatenstich und bereits am 10. Mai konnten die Übungsteilnehmer anlässlich eines Gewitterregens zum erstenmal das schützende Dach des neuen Hauptquartiers benützen. Die innere Ausstattung wurde durch freiwillige Spenden der Mitglieder ermöglicht.
Über 40 Jahre diente diese kleine Militärbaracke als Klubhaus. Äusserlich durfte nichts verändert werden ausser vereinzelte notwendige Reparaturen. Im Inneren wurde aber immer wieder ein bisschen „modernisiert“. So wurde die jahrzehntelange Petrollampen-Beleuchtung ersetzt durch eine elektrische Installation, der Holzofen durch ein Elektrorechaud, alles gespiesen durch ein Notstromaggregat. Für die nicht vorhandenen WC erwarb man moderne Baustellen-WC’s. Bau und Installationsarbeiten wurden durchwegs im Frondienst der aktiven Sporthündeler geleistet.
1988 wurde dem Vorstand mitgeteilt dass der Standort des Klubhauses geräumt werden muss da das Militär an besagtem Standort eine Kampfbahn und ein Sprenggarten geplant hat. Das war ein herber Schlag für den Verein da vorerst kein neuer Standort aber auch kein Geld vorhanden war um ein neues Klubhaus zu erwerben. Das alte Klubhaus war inzwischen doch so sehr in die Jahre gekommen und inzwischen auch in die Bäume eingewachsen dass ein Versetzen nicht mehr möglich war.
Aktivitäten und neues Klubhaus
Von 1989 bis 2008 wurden 5 grosse Internationale Hundeausstellungen mit jeweils zwischen 3000 und 4000 ausgestellten Hunden und einem einmaligem Rahmenprogramm durchgeführt. Diese Ausstellungen waren einerseits vom kynologischen Standpunkt aus, anderseits aber auch für die Vereinskasse sehr erfolgreich, nicht zuletzt dank den vielen grosszügigen Sponsoren und die geleisteten tausende Stunden an Freiwilligenarbeiten der Mitglieder.
Während den Jahren 1993 bis 2008 organisierte der Verein insgesamt 15 Agility-Meetings an denen jeweils zw. 150 und 200 Teilnehmer starteten. Das Meeting im Jahr 2007 war zugleich das ZIG-Agility Meeting mit total 320 Teilnehmern. Auch diese Meetings waren geprägt durch die vielen Mitglieder die auch hier hunderte Stunden Fronarbeit leisteten und jedesmal der Vereinskasse einen beträchtlichen Batzen einbrachte. In all den Jahren führte der Verein zudem viele Mehrkämpfe, Plauschparours und eine jährliche Leistungsprüfung durch, wovon im Jahr 2005 die Retriever-Schweizermeisterschaft und im Jahr 2007 die ZIG-Meisterschaft mit 320 Teilnehmern.
Schon nach der ersten IHA mit dem sehr grossen finanziellen Erfolg war der Verein in der glücklichen Lage ein neues Klubhaus zu erwerben, nachdem die Stadt einen dafür notwendigen Platz auf der Allmend zur Verfügung stellte. Im September 1991 konnte das neue Klubhaus mit kirchlicher Segnung feierlich eingeweiht werden, gleichzeitig mit der Weihung der neuen Vereinsfahne. Bereits im Mai 1995 folgte die Einweihung des Mehrzweckgebäudes mit Materialraum, Damen- und Herrentoiletten und im ersten Stock ein Besprechungszimmer sowie eine der grössten Bibliotheken auf dem Gebiet der Kynologie.
Im Jahr 2000, anlässlich der 100 Jahr Feier entschied der Vorstand den Namen „Kynologischer Verein der Waldstätte“ zu ändern auf „Kynologischer Verein Luzern“. Der Grund dafür war auch dass in den letzten 100 Jahre in den angrenzenden Innerschweizerkantonen viele andere Kynologische Vereine gegründet wurden und andererseits die Mitglieder mehr als bis anhin vorwiegend im Kanton Luzern wohnhaft sind. Anlässlich der Generalversammlung 2002 wurde die neue Vereinsfahne des „Kynologischer Verein Luzern“ vorgestellt.
2 Jahre später erhielt der Verein von der Stadt die Bewilligung auf der Trainingswiese vor dem Klubhaus eine lang ersehnte Flutlichtanlage zu installieren. Fast gleichzeitig hiess es aber auch dass die Parkplätze vor dem Klubhaus aufgehoben werden und die Mitglieder künftig entlang der Horwerstrasse oder auf den näheren zahlungspflichtigen Parkplätzen parkieren müssen. Ein Entscheid der für einigen und andauernden Unmut im Verein sorgte.
Im Jahr 2006 erfuhr der Vorstand dass durch die Tieflegung der Zentralbahn die neue Linienführung durch das zugeteilte Grundstück führen werde was bedeutet, dass sich der Verein wieder für ein neues Klubhausgelände umsehen sollte. Nach unzähligen Verhandlungen mit den Obrigkeiten der Stadt, des Kanton und der Zentralbahn wurde entschieden, dass der Standort beibehalten werden kann. Die Folge davon war, dass das Klubhaus umgebaut werden musste und das dahinter stehende Mehrzweckgebäude wurde verschoben und um 90° gedreht neben dem Klubhaus platziert.
Die Arbeiten und die Kosten dafür wurden vom Kanton übernommen. Nach über 4-jähriger Bauzeit sind die Arbeiten für die ZB-Linienführung und der Umbau unserer Gebäude und Trainingswiesen Ende 2013 abgeschlossen.
Kynologischer Verein Luzern heute (2017)
Leider musste in den letzen Jahren festgestellt werden, dass mit der Zeit das Interesse im Sporthundebereich nach SKG Prüfungsordnung in den Sparten Begleit- und Sanitätshunde, welche bei uns vertreten sind, eher rückläufig ist und diese Sportgruppen kleiner werden. Im Gegenzug dazu ist erfreulicherweise die Nachfrage nach Obedience und Agility oder dem ganzen Kursangebot von Welpensstunden über Erziehungskurse, Familienhund bis zu den verschiedenen weiterführenden Kursen immer grösser und beliebter geworden.
Die Aktivitäten haben sich von Leistungsprüfungen zu regelmässigen Plauschparcours mit Brunchbuffet im Klubhaus gewandelt. Dennoch sind verschiedene Sportgruppen und die eifrige Kursbesucher regelmässig auf der Allmend anzutreffen und nach wie vor erfreut sich der Verein am emsigen Treiben auf "unseren" Übungsplätzen!